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Ganz normale Morddrohungen und Vergewaltigungsfantasien

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Nur wenige Personen sammeln sich Ende März vor dem Redaktionsgebäude der Leipziger Volkszeitung (LVZ) zu einer Protest-Kundgebung. Ein Lautsprecher beschallt den Platz mit harten Botschaften, die ein Redner mit weicher Stimme über die Corona-Pandemie verbreitet. Zunächst wirft er der Lokalzeitung vor, Kritiker als Verschwörungstheoretiker und Nazis diffamiert zu haben. Um dann zu raunen, es gebe „Indizien dafür, dass Corona lange geplant und vorbereitet wurde.“ Und weiter: „Es war ein Test, wie folgsam eine Gesellschaft sinnfreie Maßnahmen trägt.“ Begleitet von diesen Verschwörungserzählungen wird die Lokalzeitung offen angeprangert. Für häusliche Gewalt macht der Redner die Redaktion verantwortlich: „Der Mann schlug seine Frau, denn sie waren beide eingesperrt im Lockdown in ihre viel zu kleine Wohnung mit all dem Stress. LVZ, du hast Schuld daran, denn du hast nichts gegen diese Maßnahmen getan!“ Es folgen drei dumpfe Trommelschläge.

Dokumentiert hat diesen Akt alltäglicher Pressefeindlichkeit via Twitter die freie Fotoreporterin Kili Weber, die auf Demos selbst immer wieder angepöbelt und bedrängt wird. Sogar dann, wenn sie wie neuerdings so oft mit Begleitschutz arbeitet. Vor einer Weile machte sie wieder eine Morddrohung publik. „Tötet Kili“ war auf eine Wand geschmiert. 

 

Der ganze Report aus dem journalist-Magazin online unter:

https://www.journalist.de/startseite/detail/article/ganz-normale-morddrohungen-und-vergewaltigungsfantasien

Deutschland rutscht im Ranking der Pressefreiheit weiter ab. Die Politik reagiert weiterhin zu zögerlich auf Hass und Hetze.

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ein Beitrag von:
Michael Kraske


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über den Autor
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Michael Kraske, geboren 1972 in Iserlohn, Studium der Politikwissenschaft, Journalistik und Neueren Geschichte. Absolvent der Henri-Nannen-Journalistenschule. Sein politisches Sachbuch “Der Riss - Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört” (Ullstein 2020) stand auf der Bestenliste von DIE ZEIT, ZDF und Deutschlandfunk Kultur und wurde mit dem renommierten Spezialpreis der Otto-Brenner-Stiftung für kritischen Journalismus ausgezeichnet. Aktuell: “Tatworte - Denn AfD & Co. meinen, was sie sagen” (Ullstein 2021) sowie als Mit-Herausgeber “Demokratie braucht Rückgrat - Wie wir unsere offene Gesellschaft verteidigen.” (Ullstein 2021). Sein Roman-Debüt "Vorhofflimmern" (freiraum-verlag 2016) erzählt von einer Hamburger Familie, die in den deutschen Osten auswandert und an rechter Gewalt zu zerbrechen droht. Der Roman “24/7” (freiraum-verlag 2018) handelt von Versuchung und Verführbarkeit.

Reportagen, Porträts und Essays u.a. für Spiegel Online,  Die Zeit, stern,  Geo, Tagesspiegel und Psychologie Heute,. Der Autor ist gefragter Gesprächspartner in Radio und TV zu den Themen Ostdeutschland, Rechtspopulismus und Rechtsextremismus und wurde mehrfach für seine publizistische Arbeit ausgezeichnet. Neben sozialen und politischen Themen publiziert Kraske auch zu psychischen Krankheiten, Liebe und Tod.  Seine Geschichten erzählen von Ausgebrannten, Revolutionären, Borderlinern, Escort-Damen, Hassobjekten, Depressiven, Lebensrettern, Geflüchteten und Sterbebegleitern. Seit vielen Jahren beschreibt er die Folgen einer gesellschaftlichen Radikalisierung durch Rassismus, rechte Gewalt und institutionelles Versagen und schaltet sich essayistisch in gesellschaftliche Debatten ein. 

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