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Insektenvielfalt in Mitteldeutschland
ein Käfer

Wie geht es den Insekten in Mitteldeutschland?

Wer einen Garten sein Eigen nennt, der kann sich jedes Jahr im Frühjahr über eine wahre Blütenpracht freuen. Mit den Blüten an Apfelbaum, Pfirsich und Flieder kommen auch die Bienen – doch am Kirschbaum unserer Hörers Jörg Lehmann aus Dresden ging war es in den vergangenen Monaten erstaunlich ruhig zu.

Oton Jörg Lehmann aus Dresden

Wir haben einen Kirschbaum im Garten, der Jahr für Jahr gut besucht ist von allen möglichen Insekten und Bienen. Dieses Jahr war es aber so, dass wir kein deutliches Summen der Insekten gehört haben ­daher ist meine Frage: Wie geht es denn den Insekten oder ganz speziell den Bienen in Mitteldeutschland?

Beitrag

Es brummt am Arbeitsplatz von Egbert Schmalfeld in Halle an der Saale. Bienen schwärmen aus, sammeln süßen Nektar von den umliegenden Bäumen und Sträuchern, woraus der Imker pro Jahr rund zwei Tonnen Honig produziert. Insgesamt gehe es den Honigbienen gut, und das liegt vor allem an einer Entwicklung:

Egbert Schmalfeld / Imker aus Halle

Jetzt ist gerade ein Trend, dass viele anfangen mit der Imkerei als Hobby sich drei bis fünf Völker halten. Wir haben jetzt einen Zuwachs von 40% in den letzten Jahren gehabt an Neuimkern. Solange es Imker gibt wird es auch weiterhin Honigbienen geben.

Dass im Kirschbaum unseres Hörers in diesem Jahr die Bienen gefehlt haben, könne verschiedene Ursachen haben.

Egbert Schmalfeld / Imker aus Halle

Es könnte daran liegen, dass kein Imker direkt in der Nähe ist. und vielleicht war zu der Zeit gerade die Kirsche nicht mehr so attraktiv, also das der Apfel schon aufgeblüht war da und die was anderes gefunden haben, aber wenn ein Imker in der Nähe ist, müssen auch Bienen im Baum gewesen sein.

In der Vergangenheit hatte die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe vielen Bienenvölkern stark zugesetzt. Doch von einem generellen Bienensterben will Imker Egbert Schmalfeld nicht mehr sprechen. Er selbst hat bei seinen Bienen die Varroamilbe und andere Erreger inzwischen gut im Griff.

Insektenvielfalt in Mitteldeutschland
Wie steht es um die Insektenvielfalt in Mitteldeutschland?

Doch Honigbienen sind nur eine Seite der Medaille. Wie steht es um die 550 Wildbienenarten und andere Insekten? Am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle erforscht Mark Frenzel die Artenvielfalt von Insekten den in Agrarlandschaften Mitteldeutschlands

Mark Frenzel / Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung / UFZ

Was wir über die Jahre feststellen ist zum einen, dass es zwischen den Jahren sehr große Schwankungen besonders an den Anzahlen der Wildbienen gibt und dass die Wildbienengemeinschaften in den Gebieten, die sehr sehr stark von Landwirtschaft dominiert sind, dass die einfach strukturiert sind.

Das heisst: Durch die Monokultur auf vielen Agrarflächen sinkt die Zahl der Wildbienenarten und auch anderer Insektenarten. Nicht das einzige Problem.

Mark Frenzel / Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung / UFZ

Was wir mit unseren Daten auch belegen können, dass tatsächlich die Insekten insgesamt sowohl in den Arten als auch in der Häufigkeit zurückgehen.

In den letzten 30 Jahren ist laut einer Studie des Forschungsinstituts iDiv die Zahl landlebender Insekten weltweit um 24 Prozent gesunken. Bei Wasserinsekten ist sie dagegen um 38% gestiegen - wohl vor allem dank eines besseren Gewässerschutzes.

Als Gründe für den Rückgang bei landlebenden Insekten nennen Wissenschaftler unter anderem Lichtverschmutzung; in der Landwirtschaft die Monokultur und zu viel Dünger- und Pestizideinsatz. Auch der hohe Fleischkonsum in Deutschland spiele eine Rolle.

Mark Frenzel / Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung / UFZ

Von der gesamten Fläche in Deutschland wird ein Fünftel bei uns benutzt, um Futter für Tiere zu produzieren. Und auf diese Weise tragen wir natürlich dazu bei dass sehr sehr große Flächen dem Fleischkonsum zum Opfer fallen.

Flächen, die Natur sein könnten – und damit ein besserer Lebensraum für Wildbiene und Co. Die Insektenvielfalt fördern – dem Umweltschutzverein Ökolöwe in Leipzig ist das ein besonderes Anliegen.

Christiane Hainichen / Ökolöwe Leipzig

Deswegen haben wir auch in diesem Jahr wieder an alle Interessierten Haushalte in Leipzig Saatguttütchen mit einer wilden Blumenmischung verschickt, damit dort ein Quadratmeter Blühfläche entstehen kann.

Und das ist dann nicht nur für Insekten gut, sondern auch etwas fürs Auge.

 

 

 

 

 

 

 

ein Beitrag von:
Roman Rackwitz


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roman.rackwitz_at_mediendienst-ost.de
über den Autor
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Studierte Medien- und Musikwirtschaft in Mittweida und Mannheim. 2007 erste filmische Gehversuche. Aufbau und Mitarbeit einer Videoredaktion bei MDR Sputnik. Seit 2010 selbstständig als freier Kameramann, Videoeditor, Autor. Arbeit für verschiedene Redaktionen des MDR (MDR um Elf, MDR aktuell, MDR Exakt etc.) Kamera beim Fußballverein RB Leipzig. Umfangreiche Erfahrung als Videoeditor für verschiedene TV-Formate bei ARD, ZDF, MDR, VOX, RTL. Freie Mitarbeit bei diversen Produktionsfirmen

Wie geht es den Insekten in Mitteldeutschland?

Beitrag über die Entwicklung der Insektenbestände in Mitteldeutschland. Die Artenvielfalt ist vor allem durch Monokultur in der Landwirtschaft bedroht. Es gibt aber auch Lichtblicke.
Roman Rackwitz

Wie geht es den Insekten in Mitteldeutschland?

Beitrag über die Entwicklung der Insektenbestände in Mitteldeutschland. Die Artenvielfalt ist vor allem durch Monokultur in der Landwirtschaft bedroht. Es gibt aber auch Lichtblicke.