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Rechtsextremismus: Die große Ost-Verharmlosung

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Maikundgebung der AfD in Erfurt

Es gibt ein deutsch-deutsches Déjà-vu. Wenn es im Osten mal wieder knallt, wenn  Rechtsextremisten mit Fackeln vor dem Wohnhaus einer Ministerin aufmarschieren oder die AfD wie bei den Bundestagswahlen in Thüringen und Sachsen stärkste Kraft wird, springt ein  ritualisierter Mechanismus an. Aus dem Westen wird naiv gefragt: Wie rechts ist eigentlich der Osten? Im Osten erwachen Abwehr-Reflexe: Schließlich gab es rechten Terror ja nicht nur in Halle an der Saale, sondern auch in Hanau. In Sachsen wird Kritikern dann gern „Sachsen-Bashing“ vorgeworfen, Kritik an Missständen als Beleidigung abgetan. Das war bei Pegida so, nach Heidenau, Freital, Chemnitz und zuletzt bei rechtsextrem orchestrierten Corona-Protesten. 


Mittlerweile ist es darüber hinaus populär geworden, die Radikalisierungsprozesse im Osten publizistisch zu Akten der Emanzipation umzudeuten. In Anlehnung an den Soziologen Wolfgang Engler gerne mit dem Modewort vom Osten als „Avantgarde“. Der Osten mag ja bisweilen rau und radikal sein, aber doch wegweisend für ganz Deutschland, heißt es. Mit diesem Slogan im argumentativen Arsenal lassen sich sogar Wahlerfolgen der AfD positive Seiten abgewinnen.

Der ganze Essay bei SPIEGEL:

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/rechtsextremismus-die-grosse-ost-verharmlosung-a-0d6f3d33-d9d4-452e-9970-c91ee8dae2b7?fbclid=IwAR1IdMpwHFuN1e-s4mDzVZAAWEGE4S4qcsouklw30sJhiLzO3WsSJF7NN1o

Es ist populär, Radikalisierungsprozesse im Osten als Akte der Emanzipation zu verklären - mit fatalen Folgen.

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ein Beitrag von:
Michael Kraske


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über den Autor
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Michael Kraske, geboren 1972 in Iserlohn, Studium der Politikwissenschaft, Journalistik und Neueren Geschichte. Absolvent der Henri-Nannen-Journalistenschule. Sein politisches Sachbuch “Der Riss - Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört” (Ullstein 2020) stand auf der Bestenliste von DIE ZEIT, ZDF und Deutschlandfunk Kultur und wurde mit dem renommierten Spezialpreis der Otto-Brenner-Stiftung für kritischen Journalismus ausgezeichnet. Aktuell: “Tatworte - Denn AfD & Co. meinen, was sie sagen” (Ullstein 2021) sowie als Mit-Herausgeber “Demokratie braucht Rückgrat - Wie wir unsere offene Gesellschaft verteidigen.” (Ullstein 2021). Sein Roman-Debüt "Vorhofflimmern" (freiraum-verlag 2016) erzählt von einer Hamburger Familie, die in den deutschen Osten auswandert und an rechter Gewalt zu zerbrechen droht. Der Roman “24/7” (freiraum-verlag 2018) handelt von Versuchung und Verführbarkeit.

Reportagen, Porträts und Essays u.a. für Spiegel Online,  Die Zeit, stern,  Geo, Tagesspiegel und Psychologie Heute,. Der Autor ist gefragter Gesprächspartner in Radio und TV zu den Themen Ostdeutschland, Rechtspopulismus und Rechtsextremismus und wurde mehrfach für seine publizistische Arbeit ausgezeichnet. Neben sozialen und politischen Themen publiziert Kraske auch zu psychischen Krankheiten, Liebe und Tod.  Seine Geschichten erzählen von Ausgebrannten, Revolutionären, Borderlinern, Escort-Damen, Hassobjekten, Depressiven, Lebensrettern, Geflüchteten und Sterbebegleitern. Seit vielen Jahren beschreibt er die Folgen einer gesellschaftlichen Radikalisierung durch Rassismus, rechte Gewalt und institutionelles Versagen und schaltet sich essayistisch in gesellschaftliche Debatten ein. 

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